Soeben kommen wir – eine Reisegruppe aus der Region Hannover – von den Gedenkfeierlichkeiten in Guernica / Gernika im spanischen Baskenland zurück. Jedes Jahr gedenkt man dort der Vernichtung der Stadt durch deutsche Bombenflugzeuge der Legion Condor während des Spanischen (Bürger-)Krieges am 26. April 1937. Deutsche Luftwaffeneinheiten unterstützten einen Putsch unter Führung des Generals Franco gegen die gewählte republikanische Regierung. Entsetzt über eines der ersten Flächenbombardements der Luftkriegsgeschichte gegen eine unverteidigte Stadt malte Pablo Picasso in den Wochen nach diesem Kriegsverbrechen sein wohl bekanntestes Bild und machte den Namen „Guernica“ bis heute zum Symbol gegen den Krieg und speziell gegen den Luftkrieg. Geflogen wurde der Angriff vor allem mit Ju (Junkers) 52-Behelfsbombern und Heinkel 111-Maschinen. Auch bei der Bombardierung Warschaus im September 1939 spielten Ju 52-Flugzeuge – diesmal Transportmaschinen – eine verhängnisvolle Rolle: Ein Geschwader Ju 52 kreiste über der polnischen Metropole und jeweils drei Wehrmachtssoldaten in jeder Maschine schippten mit Kartoffelschaufeln aus den Ladeluken Brandbomben auf die Millionenstadt. Warschau stand tagelang in Flammen und war – da vorher die Wasserleitungen durch Sprengbomben zerstört worden waren – nicht mehr zu löschen.
Ein Teil der Bomberbesatzungen, die Gernika zerstörten, kam von den Fliegerhorsten Wunstorf und Langenhagen. Wunstorf war der zentrale Flugplatz für die Ausbildung der Besatzungen von schweren Bombenflugzeugen für die Legion Condor.
Erst jetzt ist uns ein Wandgemälde am Ihme-Zentrum in Hannover-Linden aufgefallen, das den Flugzeugtyp Ju 52 über blühenden Landschaften darstellt. Wir finden es sinnvoll, dass gerade in Hannover an die Ju 52 erinnert wird. Diese Maschine jedoch über idyllischen Landschaften zu zeigen, ist an Zynismus kaum zu überbieten, auch wenn vermutlich eine restaurierte Version dieses Flugzeugtyps gemeint ist, die gelegentlich noch für nostalgische Rundflüge eingesetzt wird.
Die Doppelbödigkeit des Gemäldes zeigt sich auch in der Darstellung des Hanomag-Traktors. Am Standort des Ihme-Zentrums befanden sich bis 1972 die Gebäude der Mechanischen Weberei, in denen Lindener Samt hergestellt worden war. Dort wurden während des Zweiten Weltkriegs holländische und sowjetische Zwangsarbeiter einquartiert, die für die nun Rüstungsgüter produzierende Hanomag schuften mussten.
Wieder einmal zeigt sich die unterschiedliche Geschichtswahrnehmung in Deutschland und im übrigen Europa. Während in Gernika die Ju 52 den Inbegriff deutschen Luftterrors darstellt, wird dieser Flugzeugtyp hierzulande idyllisch verklärt. Adolf Hitler, der wusste, wie wichtig die JU 52 für den Sieg des Putschgenerals Franco war, meinte: „Franco sollte der Ju 52 ein Denkmal setzten.“ Doch nicht in Spanien setzte man diesem Flugzeugtyp ein Denkmal, sondern in der Ju 52-Halle auf dem Fliegerhorst Wunstorf und nun am Ihme-Zentrum in Hannover-Linden. Statt grüner Landschaften hätte man auf dem Wandgemälde Ruinen zeichnen sollen.
Vielleicht sollte die Ausstellung “… ein voller Erfolg der Luftwaffe” – die Vernichtung von Guernica/Gernika am 26. April 1937, die inzwischen auch ins Baskische und Spanische übersetzt wurde und im Baskenland großes Interesse findet, gelegentlich in Linden gezeigt werden.