Gegensätzliche Erinnerungen

Reisegruppe aus Gernika zurück

In Gernika gedenkt man der Toten … in Wunstorf der Täter

Straßentheater in Gernika am 26. April 2015 – Erinnerung an die Opfer deutscher Ju-52-Bombenflugzeuge
Straßentheater in Gernika am 26. April 2015 – Erinnerung an die Opfer deutscher Ju-52-Bombenflugzeuge

Die fünfzehnköpfige Gruppe aus der Region Hannover und aus Lüneburg ist soeben von ihrer Reise nach Gernika / Guernica im spanischen Baskenland zurückgekehrt. Die Vernichtung der Stadt am 26. April 1937 vor allem durch deutsche Bombereinheiten der Legion Condor während des Spanischen (Bürger-) Krieges – darunter auch Flugzeugbesatzungen aus Wunstorf und Langenhagen –, ist bei den Menschen in Gernika bis heute fest im kollektiven Gedächtnis verankert. Mit eindrucksvollen politischen und kulturellen Veranstaltungen, wurde an die Zerstörung der Stadt erinnert. Die BesucherInnen aus Deutschland wurden u.a. zur großen Gedenk- und Kulturveranstaltung am Vorabend des Jahrestages der Bombardierung eingeladen, an der sich mehr als 1000 Menschen beteiligten. Das Geheul von Sirenen und das Läuten der Kirchenglocken erinnerten am Nachmittag des 26. April an den Beginn des verheerenden Luftangriffs vor 78 Jahren und eines der ersten Flächenbombardements der Luftkriegsgeschichte. Abgeschlossen wurden die diesjährigen Feierlichkeiten durch mehrere Straßentheater und eine Lichterdemonstration.

Den TeilnehmerInnen der Reise nach Gernika wurde deutlich, wie unterschiedlich die Erinnerungen in Deutschland und im übrigen Europa nach wie vor sind. Hierzulande wird das Kriegsverbrechen von Gernika (und nicht nur das) entweder gar nicht zur Kenntnis genommen oder immer noch verharmlost. Beispiel: Ju-52-Halle auf dem Fliegerhorst Wunstorf. Hier sollte endlich dargestellt werden, welche Rolle die Junkers-Maschine bei der Vernichtung Gernikas, Warschaus und anderer Städte spielte.

Nach wie vor wird hierzulande an militaristischen Straßennamen aus der NS-Zeit festgehalten – in Wunstorf etwa an der Oswald-Boelcke-Straße (benannt nach dem NS-Traditionsgeschwader aus dem einige der Täter von Gernika kamen) und der Hindenburgstraße. Vergeblich sucht man in der Garnisonsstadt eine Gernikastraße, wie sie in vielen europäischen Städten selbstverständlich ist.