Protest gegen Militarisierung

FriedensdemonstrantInnen fordern Umbenennung der Oswald-Boelcke-Straße und ein Ende der Aufrüstung des Fliegerhorstes Wunstorf

Am Freitag, den 15. Mai 2015 veranstaltete das hannoversche Friedensbüro eine Fahrradtour zum Fliegerhorst Wunstorf. Unterwegs setzte sich die dreizehnköpfige Gruppe an der „Germania“ vor dem Hölty-Gymnasium und am Kriegerdenkmal mit der militärischen Traditionspflege in Wunstorf auseinander. Hubert Brieden vom Arbeitskreis Regionalgeschichte erläuterte Geschichte und Gegenwart der Denkmäler und sprach über die 1933 durch die Nazis veranlasste Umbenennung der Bahnhofstraße in Hindenburgstraße. Auch die Oswald-Boelcke-Straße erhielt diesen Namen 1936 erst durch die Wunstorfer NS-Machthaber, die damit das auf dem neu angelegten Fliegerhorst Wunstorf stationierte Traditionsgeschwader Boelcke ehren wollten. Flieger des Boelcke-Geschwaders waren während des Spanischen (Bürger-)Krieges und im Zweiten Weltkrieg u. a. an den vernichtenden Angriffen auf Gernika / Guernica und auf Coventry beteiligt.

1945 erhielt die Straße zunächst wieder ihren alten Namen: „Bürgermeisterweg“. 1951 beschloss der Wunstorfer Rat sie nach dem deutschnationalen Heimatdichter Gustav Kohne zu benennen, der im Oktober 1933 gemeinsam mit anderen Schriftstellern eine Ergebenheitserklärung an Adolf Hitler veröffentlicht hatte. Nach Aufmärschen von ehemaligen Fliegern des Boelcke-Geschwaders in Wunstorf 1952 und 1953, wurde die Straße erneut umbenannt und erhielt wieder ihren Namen aus der NS-Zeit – Oswald-Boelcke-Straße – den sie bis heute trägt. Seit Mitte der 1980er Jahren wird immer wieder gefordert, sie in Gernikastraße umzubenennen – bislang vergeblich. Am Straßenschild hängten die Teilnehmer der Radtour ein erläuterndes Schild auf.

Am Straßenschild wurden Erläuterungen angebracht.
Am Straßenschild wurden Erläuterungen angebracht.

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An der Stadtkirche fand eine Protestkundgebung gegen die aktuelle Aufrüstung des Fliegerhorstes Wunstorf zum Standort des militärischen Großraumtransportflugzeuges A 400 M statt. Danach fuhren die TeilnehmerInnen der Radtour zum Fliegerhorst Wunstorf und zur Ju-52-Halle, um sich mit der spezifischen Traditionspflege der Bundeswehr auseinanderzusetzen und sich die Baumaßnahmen vor Ort anzuschauen.