”Das jüdische Gebetshaus wurde geschlossen.”

Hubert Brieden

Diskriminierung, Verfolgung und Vernichtung einer Minderheit in Neustadt am Rübenberge

266 Seiten, Paperback, zahlreiche Abbildungen,

18,50 €, ISBN: 978-3-930726-12-7

„Vergessene“ Geschichte: „Das jüdische Gebetshaus wurde geschlossen.“ – so hieß es harmlos in einer kurzen Meldung der örtlichen Zeitung zwei Tage nach der Pogromnacht 1938 in Neustadt am Rübenberge, einer Kleinstadt in der Region Hannover. Von der Verwüstung der Neustädter Synagoge, von den Plünderungen und Gewalttaten durch hasserfüllte Antisemiten war ebenso wenig die Rede wie von der Deportation der letzten Mitglieder der Synagogengemeinde in das Konzentrationslager Buchenwald.
Das Verwischen von Spuren der Verbrechen begann unmittelbar nach der Tat. Wegen der tagtäglichen Diskriminierungen hatte ein großer Teil der Neustädter Juden die Kleinstadt, in der sie jeder kannte, längst verlassen. Diejenigen, die geblieben waren, flohen nach dem Pogrom. In Sicherheit waren sie damit nicht, denn die Meldebehörden hatten Namen und neue Wohnorte registriert. Schließlich wurden die meisten Neustädter Jüdinnen und Juden deportiert undermordet.

Judenhass und Rassismus waren keine Erfindung der Nationalsozialisten. Das macht ein Rückblick auf die Geschichte der traditionsreichen jüdischen Gemeinde in Neustadt deutlich. Doch erst die NSDAP radikalisierte den Antisemitismus im Bündnis mit der staatlichen Bürokratie zum effektiven Mordprogramm. Im Mittelpunkt der vorliegenden Untersuchung steht die Frage, mit welchen Methoden die jüdische Minderheit in Neustadt ausgegrenzt, ruiniert und vernichtet wurde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Antisemitismus nicht verschwunden. Über Jahrzehnte wollte kaum jemand wissen, was aus den spurlos verschwundenen jüdischen Nachbarn geworden war. Nichts sollte an die Verbrechen, nichts an die Vertriebenen und Ermordeten erinnern. Ihre Namen waren weitgehend vergessen. In diesem Buch wird die Geschichte der Neustädter Opfer des Rassenwahns geschrieben.

Aktualisierte und erweiterte Neuauflage

 

„Nicht eine Geschichte der jüdischen Gemeinde Neustadts wollte H. Brieden geben, sondern unter Einbeziehung der Vorgeschichte ‚konkret und im einzelnen’ aufzeigen, ‚mit welchen Methoden eine diskriminierte Minderheit vernichtet werden konnte’. … In der sehr dichten Darstellung dieser Vorgänge liegt die Stärke des Buches.“ (Die alte Stadt, Vierteljahreszeitschrift für Stadtgeschichte, Stadtsoziologie und Denkmalpflege)

„Mit viel Engagement hat Hubert Brieden seine gesamte Darstellung mit umfangreichem Quellenmaterial belegt. Zeugnisse, die ebenso beeindruckend sind, wie sie betroffen machen. … Das Buch gehört sicher nicht zu denen, in denen man blättert und es dann wieder zur Seite legt. Nicht zuletzt wegen der ‚erschreckenden Aktualität’.“ (Niedersachsen)

„ … eine wegen ihrer Quellennähe überzeugende Leistung.“ (Hildesheimer Jahrbuch für Stadt und Stift Hildesheim)

“Es ist frappierend, was Brieden zusammengetragen hat – und doch nur tyisch. Noch in den sechziger Jahren wählten die Neustädter einen früheren SA-Führer zu ihrem Bürgermeister. Wiederholt wurde der jüdische Friedhof geschändet. Und “Judenpaul”, der mehrere Konzentrationslager überlebt hatte, musste sich gelegentlich anhören, man habe wohl vergessen, ihn zu vergasen. In einem solchen Umfeld gab es natürlich Schwierigkeiten, nachdem sich in den frühen Achtzigern ein Kreis von Interessierten zusammengefunden hatte, um das Geschehen der NS-Zeit in Neustadt aufzuarbeiten. Erst in letzter Zeit scheint sich allmählich ein Umdenken abzuzeichnen. Das Buch gibt einen quellenmäig breit fundierten Überblick über die kleine jüdische Minderheit, die 1933 in Neustadt noch 45 Personen umfasste und unter dem Druck der braunen Quägeister schnell zerfiel.“ (langeleine.de. Das Online-Journal für Hannover)