Radiosendungen, Texte und mehr

Antikriegskundgebung in Neustadt-Luttmersen

Kundgebung vor der Wilhelmsteinkaserne in Neustadt-Luttmersen gegen die Verabschiedung von Bundeswehrsoldaten nach Afghanistan am 24.5.2011

Am 24.5.2011 wurden in der Wilhelmstein-Kaserne in Neustadt-Luttmersen ca. 400 Soldaten des Panzerbataillons 33 und 550 Soldaten des Logistikbataillons 141 als Einheiten der 1. Panzerdivision mit einem „Appell“ in den Afghanistankrieg verabschiedet. Während des Aufmarsches wurden Soldaten durch die Verleihung der neu geschaffenen „Einsatzmedaille Gefecht“ für ihren Kampfeinsatz ausgezeichnet. Mit dieser Medaille wird das Töten im Krieg erstmals seit 1945 wieder als vorbildlich hingestellt. Der Neustädter Bürgermeister Uwe Sternbeck (Grüne) und die Bundestagsabgeordnete Caren Marks (SPD) hatten die Neustädter Bürger aufgerufen, an dieser makaberen Zeremonie teilzunehmen. Antikriegskundgebung in Neustadt-Luttmersen weiterlesen

Nazischmierereien in Wunstorf

Soeben haben wir erfahren, dass Neonazis in Wunstorf auf ihre Weise mit Farbschmierereien an die Zerstörung Dresdens erinnerten. Bei der Bombardierung Dresdens habe es sich um Völkermord gehandelt, behaupten die Nazis. Auf diese Weise soll – wie üblich – von der Verantwortung des NS-Regimes für die Entfesselung des Zweiten Weltkrieges, vom Mord an den europäischen Juden und von weiteren Massenverbrechen abgelenkt werden. Deutsche sollen ausschließlich zu Opfern der Alliierten stilisiert werden. Dass ausgerechnet in Wunstorf versucht wird, mit der Erinnerung an Dresden, deutsche Verbrechen zu relativieren, demonstriert deutlich die Geschichtsvergessenheit und Demagogie der Neonazis. Denn aus Wunstorf kamen Bomberbesatzungen, die zuvor Guernica, Coventry und andere Städte in Schutt und Asche gebombt, die sich ohne Skrupel am Angriffskrieg gegen europäische Nachbarländer beteiligt hatten. Gerade in Wunstorf dürfte es schwierig sein, einen deutschen Opferkult zu inszenieren. Warum passiert es dennoch?
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Scharnhorstgeburtstagsfeier und Aufmarsch der Bundeswehr

Geburtshaus von Scharnhorst in Bordenau, Foto 1996
Geburtshaus von Scharnhorst in Bordenau, Foto 1996

Neustadt-Bordenau, 12. November 2010:

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts pflegen Militärs und ihre Sympathisanten in Neustadt-Bordenau (Region Hannover) mit einem Denkmal und Aufmärschen das Andenken des preußischen Heeresreformers Gerhard Johann David von Scharnhorst, der hier am 12.11.1755 geboren wurde und am 28.6.1813 in Prag an den Folgen einer Kriegsverletzung starb. Scharnhorst entwickelte am Steinhuder Meer und später in Preußen seine Konzeption des Verteidigungskrieges und der Verteidigungsarmee, scheiterte aber letztlich am preußischen Obrigkeitsstaat.

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Vom Fliegerhorst Wunstorf auf die Schlachtfelder der Welt

Hubert Brieden

Ruinen in Gernika/Guernica nach dem Bombardement am 26. April 1937 durch Ju 52- und Heinkel 111-Maschinen, geflogen u.a. von Besatzungen, die auf den Fliegerhorsten Wunstorf und Langenhagen (Region Hannover) ausgebildet worden waren.
Ruinen der baskischen Stadt Gernika (Guernica) nach dem Bombenangriff der Legion Condor am 26. April 1937. Auch Besatzungen vom Fliegerhorst Wunstorf waren beteiligt.

26. April 1937: Bodenperspektiven1

„Es war ein wunderbarer (…) Tag, der Himmel war weich und klar. Wir kamen in den Vororten von Guernica gegen 5 Uhr an. In den Straßen war viel Betrieb, es war Markttag. Plötzlich hörten wir die Sirene, und wir bekamen Angst. Die Leute liefen in alle Richtungen davon und ließen alles stehen und liegen, um Schutz zu suchen. Manche rannten auch in die Berge. (…) Kurz darauf sah ich sieben Flugzeuge, auf die sechs weitere folgten, dann kamen noch einmal fünf. Alle waren Junkers-Maschinen. Unterdessen war ganz Guernica von einer Panik ergriffen. Mehr als eine Stunde blieben die Maschinen in einer Höhe von wenigen hundert Metern über Guernica, und sie warfen Bombe auf Bombe. Von dem Lärm der einstürzenden Häuser macht man sich keinen Begriff. Sie flogen über Straßenzüge hin. Sehr viele Bomben fielen. Scheinbar überall, später sahen wir die Krater. Vom Fliegerhorst Wunstorf auf die Schlachtfelder der Welt weiterlesen

Gladio: geheime Terrorgruppen der NATO in Europa

Hubert Brieden
Radiofeature (Manuskript)

Prolog: Beobachtungen

Griechenland, Dezember 2008: Nach den tödlichen Polizeischüssen auf den fünfzehnjährigen Alexis Grigoropoulos kommt es zu Massendemonstrationen und –kundgebungen, wie sie das Land seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt hat. Dabei machen Beteiligte beispielsweise in der Hafenstadt Patras merkwürdige Beobachtungen: Immer wieder tauchen maskierte, schwer bewaffnete Personen auf, die niemand kennt, auch bei den Vorbereitungstreffen nicht dabei waren und die nicht identifiziert werden können. Auffallend weiter: Sie attackieren nicht – wie die übrigen Protestierenden – Banken, Polizei oder die Einrichtungen der Mainstreampresse, sondern sie plündern kleine Läden oder stecken normale Autos an. Einige werden beim Betreten von Polizeiwachen beobachtet. Andere Augenzeugen berichten über Angriffe bewaffneter Faschisten: „Wir waren ungefähr 1000 unbewaffnete Leute. Ich musste mit einigen anderen in ein Haus flüchten. Dort mussten wir drei Stunden warten, ohne Licht, im Dunkeln, weil wir dank unserer Handys herausgefunden hatten, dass Faschisten der Gruppe ‚Golden Dawn’ weiter in der ganzen Stadt patrouillierten (…)“. An anderer Stelle heißt es: „Wir haben Angst vor dem, was passieren wird. Der Staat hat beschlossen, seine Zähne zu zeigen.1 Was es bedeuten kann, wenn der Staat die Zähne zeigt, ist in Griechenland nicht vergessen. Gladio: geheime Terrorgruppen der NATO in Europa weiterlesen

Peter Schilling – Befehl, Gehorsam, Verweigerung und Zivilcourage

Am 28. Januar 2004 hielt der Wehrmachtsdeserteur Peter Schilling in der Evangelischen Fachhochschule Hannover (heute Fachhochschule Hannover Fakultät V) einen Vortrag zum Thema Befehl, Gehorsam, Verweigerung und Zivilcourage. Peter Schilling, der am 22. Juli 1923 in Lage geboren wurde, hielt noch bis ins hohe Alter Vorträge zum Thema Desertion und war in Sachen Kleinkunst unterwegs. Unter dem Pseudonym Peter d´Almere veröffentlichte er den Lieder- und Gedichtband „Sturm, Drang, Verwunderung“ und unter seinem bürgerlichen Namen die biografische Skizze „Aus anderem Holz geschnitzt“. Er starb am 20. Januar 2009 im Alter von 85 Jahren in seiner Wahlheimat Almere in den Niederlanden.

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Ein unerwünschtes Radiofeature, ein Fall von Zensur und die Folgen

14.7.2008: Funkhaus in Hannover
14.7.2008: Funkhaus in Hannover

Inhalt

Notwendige Vorbemerkung

Die Kampagne – Beseitigung eines selbstverwalteten Radiobetriebes in Hannover

Stimmen zum Radiofeature “Die Kampagne” – Briefe an die Redaktion

Erklärung der Redaktion International

Fortsetzung der Kampagne und Gegenwehr – Chronologie –

Notwendige Vorbemerkung

Im Juni 2008 entschloss sich der Arbeitskreis Regionalgeschichte zusammen mit der Redaktion International von Radio Flora ein Radiofeature zur Geschichte des ersten selbstorganisierten Bürgerradios in der Region Hannover zu produzieren. Der Grund: Das Ende von Radio Flora mit mehr als 500 Vereinsmitgliedern und 200 ehrenamtlich arbeitenden Radiomacherinnen und Radiomachern schien unmittelbar bevorzustehen, denn die Niedersächsische Landesmedienanstalt hatte sich geweigert, die Sendelizenz für Radio Flora zu verlängern. In der Öffentlichkeit wurde dies mit einer von Anfang an umstrittenen Emnid-Umfrage begründet. Wie sich bald herausstellte, ging es der Landesmedienanstalt jedoch darum, ein neues hierarchisches Radio zu konstruieren, das nicht mehr von den Radiomacherinnen selber, sondern von der Werbewirtschaft kontrolliert werden sollte. Das Radiofeature wollte an die widersprüchliche Geschichte von Radio Flora erinnern, die eng verknüpft ist mit der Bewegung der Freien Radios in Deutschland, es sollte die inneren Schwierigkeiten des selbstverwalteten Betriebes analysieren und die Methoden beschreiben, mit denen das ungeliebte Radio auf den gewünschten Kurs gedrängt wird.

Niemand konnte ahnen, welche Aufregung der Bericht von Hubert Brieden mit dem Titel „Die Kampagne – Beseitigung eines selbstverwalteten Radiobetriebes in Hannover“ hervorrufen und welche Folgen er haben würde … Ein unerwünschtes Radiofeature, ein Fall von Zensur und die Folgen weiterlesen

Eröffnung der Ausstellung „Jüdisches Leben in Neustadt am Rübenberge“

Ansprache zur Eröffnung der Ausstellung „Jüdisches Leben in Neustadt am Rübenberge“ am 9.11.2006 in Neustadt, Schloss Landestrost

Ingrid Wettberg, Vorsitzende der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover

Herr Bürgermeister Sternbeck,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

Als ich gefragt wurde, ob ich heute aus Anlass der Ausstellungseröffnung „Jüdisches Leben in Neustadt“ eine Ansprache halten möchte, habe ich spontan zugesagt, denn ich habe eine recht lange Beziehung zu dieser Stadt.

Vor 30 Jahren zog ich mit meiner Familie aus dem Frankfurter Raum nach Hannover. Lange Zeit arbeitete ich als Dozentin hier an der VHS, nutzte die Geschäfte zum Einkaufen, Arzt und Friseur befanden sich hier und befinden sich immer noch hier so lag es nahe, dass das Stadtgeschehen mich auch interessierte.

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Öffentliche Gelöbnis der Bundeswehr am 12.11.2005 in Bordenau

Traditionspflege: Bordenauer Geburtstagsfeiern

Scharnhorstdenkmal in Bordenau im November 2005
Scharnhorstdenkmal in Bordenau im November 2005

Redebeitrag des Arbeitskreises Regionalgeschichte während der Kundgebung des Antimilitaristischen Bündnisses Region Hannover gegen das Öffentliche Gelöbnis der Bundeswehr am 12.11.2005 in Bordenau

Bordenau ist militärisch besetzt. Aus ganz Norddeutschland strömen reisende Uniformträger zusammen, um sich hier demonstrativ vor ausgesuchtem Publikum einem merkwürdigen militärischen Initiationsritus zu unterwerfen. „Ich bin stolz auf die Meinungsfreiheit in unserem Land“ ließ Oberst Hans-Jürgen Malirs, Leiter der Bundeswehr-Projektgruppe Bordenau angesichts der zu erwartenden Proteste kürzlich die Öffentlichkeit wissen. Oberst Marlirs zeichnet verantwortlich für die Organisation des heutigen Bundeswehr-Events. Es ist hierzulande modisch geworden, auf alles Mögliche und Unmögliche stolz zu sein. Aber, wie lautet ein altes Sprichwort: Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz. Und es zeugt schon von einer gehörigen Portion Ignoranz, wenn der Funktionär einer militärischen Organisation, die durch und durch hierarchisch aufgebaut ist, in der demokratische Rechte nicht existieren, stolz ist auf die Meinungsfreiheit. Was die deutsche Armee unter Meinungsfreiheit versteht, demonstriert sie hier in Bordenau wirklich anschaulich. Teile des Dorfes wurden zur Sondernutzungszone der Bundeswehr erklärt. Öffentliche Gelöbnis der Bundeswehr am 12.11.2005 in Bordenau weiterlesen