Picasso in der Region Hannover
Kunst- und Geschichtsausstellung
Kerstin Faust: „Guernica“ – Fliehende Frau (Detail)
Donnerstag, 28. September bis Dienstag, 7. November 2023
Historischer Rosenkrug, Neustadt a. Rbge, Nienburger Str. Str. 28
Picasso in der Region Hannover? Das klingt absurd …
… aber Picassos Kunst – vor allem sein berühmtes Gemälde „Guernica“ – spielte und spielt hier immer wieder in historischen und politischen Debatten eine wesentliche Rolle. Der Grund: Die unverteidigte Stadt wurde am 26. April 1937 während des Spanischen (Bürger-)Krieges in einem mehrstündigen Luftangriff durch Kampfflieger der deutschen Legion Condor fast vollständig zerstört. Ein Teil der Täter kam aus der Region Hannover, sie waren auf den Fliegerhorsten Wunstorf und Langenhagen ausgebildet worden.
Picasso nannte ein Gemälde, das er für den Pavillon der spanischen Republik auf der Weltausstellung in Paris 1937 schuf, einfach nur „Guernica“ und machte den Namen weltweit bekannt. Nazi-Medien auch in der Region Hannover berichteten damals ausführlich über die Zerstörung der Stadt, stritten aber jegliche deutsche Verantwortung ab; das Bild „Guernica“ stigmatisierten sie als „entartete Kunst“ und Picasso als „Kulturbolschewisten“.
Nach 1945 wurde in Westdeutschland jahrzehntelang über die Verbrechen der Wehrmacht geschwiegen und Picasso und sein berühmtestes Bild sorgten immer noch für Kontroversen.
Anlässlich des 50. Todesjahres von Picasso wollen wir auf diese Geschichte aufmerksam machen.
Arbeitskreis Regionalgeschichte / Altrewa Bürgerstiftung / Kunstinitiative „in between“
Gefördert durch:
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Ausstellung Teil I: Kunstobjekte von Kerstin Faust
Zum 50. Todesjahr von Pablo Picasso hat sich Kerstin Faust mit dem Bild „Guernica“auseinander-gesetzt. Die einzelnen Figuren haben das Bild verlassen …
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Ausstellung Teil II: „Guernica“ und Urban Art
Picassos „Guernica“ ist ein monumentales Wandgemälde. Künstlerinnen und Künstler aus Hannover haben sich von dem Bild inspirieren lassen.
„Guernica“ – Urban Art, Hannover
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Ausstellung Teil III:
„…ein voller Erfolg der Luftwaffe”
die Vernichtung von Guernica / Gernika am 26. April 1937
Geschichte und Gegenwart eines deutschen Kriegsverbrechens
Am 26. April 1937 zerstörten deutsche Kampfflieger der Legion Condor während des Spanischen Bürgerkrieges die baskische Stadt Gernika/Guernica fast vollständig. Ein Teil der Täter war auf den Fliegerhorsten Wunstorf und Langenhagen ausgebildet worden. In vier Kapiteln wird die Geschichte der Vernichtung der baskischen Stadt Gernika dargestellt: 1. Vorgeschichte, 2. Der Spanische Krieg,, 3. Gernika, 26. April 1937, 4. Die Folgen.
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Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung:
Donnerstag, 28. September, 19 Uhr:
Vernissage mit der Band „Peace Development Crew“
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Dienstag, 10. Oktober, 19 Uhr:
Die Vernichtung von Gernika, die Fliegerhorste Wunstorf und Langenhagen und die Eskalation des Luftkrieges
Illustrierter Vortrag von Hubert Brieden
Im Vortrag werden Vorgeschichte, Verlauf und die verheerenden Folgen der Bombardierung von Gernika dargestellt. Einige Themen: heimliche Aufrüstung bis 1935, die Entwicklung des Junkers (Ju) 52- Transport- und Bombenflugzeuges, Bau der Fliegerhorste Wunstorf und Langenhagen, Luftkrieg und Terrorangriffe, Befehlsstrukturen und Verantwortlichkeiten, Bereinigung des Tatortes und Vertuschungen, Konsequenzen für die Luftkriegsführung im Zweiten Weltkrieg.
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Mittwoch, 11. Oktober, 19.30 Uhr
Filme im Cinema, Neustadt a. Rbge., Veranstaltungszentrum Leinepark, Suttorfer Str. 8
Guernica (Spielfilm Spanien/USA 2016)
Spanien, 1937. Es werden Grenzen gezogen, jeder muss Partei ergreifen und die Welt wird nie wieder dieselbe sein. Während die Menschen in Gernika den Alltag im (Bürger-)Krieg bewältigen müssen, tut sich ein amerikanischer Journalist, Henry (James D’Arcy), heimlich mit einer Zensorin der lokalen Presse, Teresa (María Valverde), zusammen, um gegen die zunehmend strengen Vorschriften vorzugehen. Doch alles wird auf den Kopf gestellt, als die Deutschen die Stadt angreifen und die Pressefreiheit zur lebenswichtigen Waffe wird…
Der Film von Koldo Serra basiert auf den historischen Ereignissen des Luftangriffs, der ein Vorspiel war für den Zweiten Weltkrieg. Es ist eine Hommage an den Journalisten George L. Steer, der das Luftkriegsverbrechen bekannt machte und für den heute ein Denkmal in Gernika steht.
Vorfilm: Guernica (Frankreich 1950)
Bei dem fünfzehnminütigen Film von Alain Resnais und Robert Hessens handelt es sich um eine Kollage von Motiven aus Bildern Picassos, besonders aus seinem Gemälde „Guernica“, dem Gedicht „Der Sieg von Guernica“ von Paul Eluard, einem Freund des Malers, und der Musik von Guy Bernard.
Im Rahmen der großen Picasso-Retrospektive von 1955/56, während der zum einzigen Mal in Deutschland das Original des Gemäldes zu sehen war, entschlossen sich die Organisatoren, den Film nicht im offiziellen Programm zu zeigen.
In Kooperation mit:
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Samstag, 14. Oktober, 10.30-16.30 Uhr
Sonntag, 15. Oktober, 10.30-16.30 Uhr
Hannover, Kulturzentrum Pavillon, Workshop e.V.
„Guernica“ – Kreative Impressionen
Workshop mit Kerstin Faust
Wir wollen uns in diesem zweitägigen Workshop durch eigenes Zeichnen intensiv den einzelnen Figuren im „Guernica“-Bild annähern. Es ist möglich, mit Acrylfarben und Sprühdosen auf Leinwänden oder mit Stiften auf Papier eigene Bilder entstehen zu lassen und Picasso zu interpretieren.
Teilnahmegebühr: 72 € (ermäßigt: 53 €), Material: 15 €
Anmelden unter: https://www.workshop-ev.de/anmelden/
In Kooperation mit:
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Donnerstag, 19.10., 19 Uhr
„Guernica“ – Motive und (Be-)Deutungen
Bildbetrachtung mit Dr. Tnja Soroka
Picassos Gemälde „Guernica“ ist eines der berühmtesten Bilder der Welt und gehört zum kollektiven Bildgedächtnis der Moderne. Es ist eine Anklage des Künstlers gegen den Terror, dem die Zivilbevölkerung durch die Bombardierung der Stadt ausgesetzt war. Einzelne Motive sind sofort wiedererkennbar. Die Frauen, das Kind, der Krieger, das Pferd, der Stier, der Vogel, die Blume, das Licht. Doch was bedeuten diese Motive? Wie entstand das Gemälde und welche Funktion hatte es innerhalb des Pavillons der spanischen Republik auf der Weltausstellung in Paris 1937? Welche Bedeutung hat das Bild innerhalb des Gesamtschaffens von Picasso? Schließlich bleibt die Frage, wie sich die heute anhaltende Wirkung des Gemäldes erklären lässt.
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Donnerstag, 2. November, 19 Uhr
„Guernica“: Umstrittenes Bild – bereinigte Geschichte nach 1945
Illustrierter Vortrag von Hubert Brieden
Während der Picasso-Retrospektive 1955 in München, Foto: Rudi Dix (Stadtarchiv München, Signatur: DE.1992-FS-NL-RD-0833B06)
Nur einmal war das Gemälde Guernica in Deutschland im Original zu sehen. 1955/56 in München, Köln und Hamburg im Rahmen der Ausstellung „Picasso 1900 – 1955“. Erstmals nach der NS-Diktatur war es möglich, das Schaffen diese berühmten Künstlers umfassend kennen zu lernen, dessen Werke die Nazis als „entartete Kunst“ abgewertet hatten. Mehr als 300.000 Menschen besuchten die Ausstellung. Besonders vor Guernica drängelten sich die Kunstinteressierten, waren fasziniert, entsetzt oder fühlten sich in ihren Vorurteilen bestätigt. Mit dieser Ausstellung habe Picasso wieder „die deutsche Bühne“ betreten, hieß es. Doch gilt das auch für die Hauptattraktion? War Guernica jemals von der „deutschen Bühne“ verschwunden? Was war aus den Angehörigen der deutschen Luftwaffe geworden, die für das Flächenbombardement verantwortlich waren und es für einen „vollen Erfolg“ hielten? Während Picassos Guernica ein Massenpublikum erreichte, blieben die historischen Hintergründe weitgehend tabuisiert.
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Dienstag, 7. November, 19 Uhr
Finissage
mit Führung durch die Ausstellung
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Außerdem gibt es nach Absprache Führungen durch die Ausstellung.
Weitere Information finden sich hier: https://www.steinhude-am-meer.de/picasso-guernica-kunst-geschichte/
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Jüdisches Leben in Neustadt am Rübenberge
– Stadtrundgang –
Seit Jahrhunderten wurden jüdische Menschen aus der christlich dominierten Gesellschaft ausgegrenzt. Im 19. Jahrhundert forderten Antisemiten, Juden im Alltagsleben zu diskriminieren, ihnen die Staatsbürgerschaft zu entziehen und sie zu vertreiben. Die Nazis setzten das alles in die Tat um und ermordeten schließlich 6 Millionen Jüdinnen und Juden in Europa. Auch die jüdische Gemeinde in Neustadt a. Rbge. wurde vernichtet. Dennoch sind heute noch Häuser in Neustadt zu finden, in denen jüdische Familien lebten und arbeiteten. Es gibt Gebäude, Straßen und Plätze, die für die Geschichte der traditionsreichen jüdischen Gemeinde von besonderer Bedeutung waren. Darüber hinaus spiegelt sich im Straßenbild ein mehr als dreißigjähriger Diskurs um das öffentliche Gedenken an die Vertriebenen und Ermordeten.
Sonntag, 8. Oktober 2023, Treffpunkt: 11 Uhr, Holocaust-Mahnmal, Zwischen den Brücken, Neustadt a. Rbge,
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Gedenkveranstaltung in Erinnerung an das Pogrom vom 9. November 1938
Sonntag, 12. November 2023:
11.30 Uhr: Treffpunkt: Mittelstraße am ehemaligen Standort der Synagoge
danach: Gang zum Holocaustmahnmal zwischen den Leinebrücken
12 Uhr: Gedenken am Holocaustmahnmal
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Debatten:
Debatte I: Antisemitismus, Geschichtspolitik und Ukrainekrieg
Seit Beginn des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine und zur Rechtfertigung von Waffenlieferungen aus Deutschland in das Kriegsgebiet und eines seit 1945 nicht dagewesenen Aufrüstungsprogramms ist hierzulande eine erschreckende Relativierung des NS-Vernichtungskrieges zu konstatieren. Darüber hinaus scheint sich eine Kursänderung in der bisherigen Gedenkpolitik anzubahnen. Als Initiative, die seit 1981 in der NS-Forschung und in der Gedenkpolitik aktiv ist, wird sich der Arbeitskreis Regionalgeschichte mit diesen Entwicklungen kritisch auseinandersetzen.
Fliegerhorst Wunstorf: Geschichte und Traditionspflege
Rede am Fliegerhorst Wunstorf während der Kundgebung „5 Minuten vor 12 – Verhindert den Atomkrieg“ der Friedensinitiative Neustadt/Wunstorf am 10. Juni 1923 gegen das Nato-Großmanöver „Airdefender 23“
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„Der Massenmord wurde von den Nazis in Wunstorf trainiert…“
Rede von Klaus Armbruster vom Kulturverein Baskale aus Bilbao am Fliegerhorst Wunstorf während der Kundgebung „5 Minuten vor 12“ der Friedensinitiative Neustadt/Wunstorf am 10. Juni 2023 gegen das Nato-
Großmanöver „Airdefender 23“
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Geschichtspolitik, Antisemitismus und der deutsche Krieg gegen die Diplomatie im Ukraine-Konflikt
Vortrag des Antisemitismusforschers Dr. Clemens Heni in Neustadt a. Rbge. am 16. Mai 2023
Der Begriff „Vernichtungskrieg“, in dessen Zentrum der Völkermord an Millionen von Slawen und der Holocaust stehen, wird von nicht wenigen Befürwortern von Waffenlieferungen an die Ukraine und von Unterstützern eines bislang in der Geschichte der Bundesrepublik nie dagewesenen Aufrüstungsprogramms zunehmend seines Inhalts beraubt, trivialisiert und auf jeden Krieg angewandt. Nur so glauben sie ihren Kriegskurs rechtfertigen zu können. Die Benennung von Straßen und Plätzen in der heutigen Ukraine nach Verantwortlichen für den Massenmord an der jüdischen Bevölkerung während der NS-Besatzung im Zweiten Weltkrieg ist hierzulande kaum Anlass zur Kritik. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine scheint in Deutschland dazu genutzt zu werden, das NS-Gedenken zu verändern oder sogar zu entsorgen.
Auf Einladung des Arbeitskreises Regionalgeschichte und der Friedensinitiative Neustadt/Wunstorf hielt Dr. Clemens Heni am 16. Mai 2023 in Neustadt a. Rbge. einen Vortrag mit dem Titel „Geschichtspolitik, Antisemitismus und der deutsche Krieg gegen die Diplomatie im Ukraine-Konflikt“. Beim Podcast handelt es sich um einen Mitschnitt dieses Vortrages.
Zum Referenten: Dr. Clemens Heni, Politologe, Antisemitismusforscher und Verleger, ist seit 2011 Direktor des Berlin International Center for the study of Antisemitism. Sein soeben erschienenes neues Buch: „Pandemic Turn – Antisemitismusforschung und Corona“.
Mitschnitt des Vortrages unter: https://www.freie-radios.net/122151
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Dr. Clemes Heni, Leiter des „Berlin International Center for the Study of Antisemitism“
Radiogespräch mit Clemens Heni über seine Kritik am Fotoprojekt „Stuttgart 1942“
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Radiogespräch mit Dr. Clemens Heni, Co-Autor eines Buches über Deutschland und den Ukrainekrieg
„Nie wieder Krieg ohne uns … Deutschland und die Ukraine“, so der Titel eines kürzlich erschienenen Buches. Hubert Brieden sprach mit dem Politologen Dr. Clemens Heni, Direktor des „Berlin International Center for the study of Antisemitism“ und neben dem Publizisten Gerald Grüneklee und dem Journalisten Peter Nowak Mitautor des Buches. Im Gespräch ging es um
– die Verharmlosung des NS-Vernichtungskrieges und des Holocaust im Zusammenhang mit der deutschen Propaganda für Waffenlieferungen an die Ukraine,
– Sekundären Antisemitismus,
– die verbreitete Ignoranz bezüglich der Folgen eines Atomkrieges,
– den Zusammenhang zwischen dem aktuellen Krieg und dem gegen das Coronavirus,
– die Vorgeschichte des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine.
Zu beziehen ist das Buch für 20 € über den Buchhandel oder direkt bei der Edition Critic per E-Mail: info@editioncritic.de
Zu hören bei Radio Flora und den Freien Radios
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Hubert Brieden, Helge Kister
Seit Beginn des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine ist hierzulande zur Rechtfertigung von Waffenlieferungen in das Kriegsgebiet und eines gigantischen Aufrüstungsprogramms eine Neuausrichtung der Gedenkpolitik festzustellen. Der NS-Vernichtungskrieg und damit der Holocaust werden verharmlost, Gedenkveranstaltungen zur Kriegs- und Aufrüstungspropaganda missbraucht. Hubert Brieden und Helge Kister, seit Jahrzehnten in der historischen Forschung und in der Gedenkpolitik aktiv, beschreiben in ihren Radioessay an einigen Beispielen, wie das konkret aussieht.
Kapitel I: „UKRAINE und WIR“ – ein Tagungskonzept zur Entsorgung der NS-Geschichte
Kapitel II: Gute Opfer, schlechte Opfer – Instrumentalisierung des NS-Gedenkens für den Krieg
Sprecher: H. Brieden
zur hören bei Radio Flora und den Freien Radios
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Dr. Clemens Heni, Leiter des „Berlin International Center for the Study of Antisemitism“
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Radiofeature von Hubert Brieden
Russland führt einen Angriffskrieg gegen die Ukraine, „der Westen“ liefert Waffen an die Ukraine und führt einen Wirtschaftskrieg gegen Russland. Die Ziele: Ruinierung und militärische Niederlage Russlands. Immer deutlicher zeichnet sich ab, dass es sich um eine geostrategische Auseinandersetzung handelt. „Der Westen“ will seine Vorherrschaft vor allem gegen Russland und China behaupten. Die Situation ähnelt der am Vorabend des Ersten, aber auch des Zweiten Weltkrieges. Und wie damals betreiben Politik und Medien Kriegspropaganda. Dabei ist zu beobachten, dass immer wieder die Massenverbrechen der Wehrmacht, der NS-Vernichtungskrieg und der Holocaust verharmlost werden. Selbst traditionelle Nazipropaganda wird wieder aus den Schubladen gekramt. Im Radiofeature geht Hubert Brieden den Ursachen für diese erschreckende Entwicklung nach.
Inhalt:
I. 2021: Historische Vorbilder einer grünen Kanzlerkandidatin
a. Die Wehrmacht als Friedensstifterin
b. Der Grüne Josef Fischer und die Verharmlosung von Auschwitz
II. Traditionen des Hasses nach 1945
a. Verschweigen der NS-Verbrechen, Antisemitismus, Antikommunismus, Russenphobie
b. Sexualisierte Gewaltphantasien
c. Verharmlosung des Vernichtungskrieges
Schlussbemerkung
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Debatte II: Texte zu Coronakrise, Demokratieabbau und Neonazis
Seit Beginn der Coronapandemie Anfang 2020 ist eine Erosion demokratischer Grundrechte und gleichzeitig ein Erstarken von Neonazis und anderen Demokratiefeinden zu beobachten, die sich – so grotesk es ist – als Verteidiger der Demokratie aufspielen. Die Gesellschaft scheint immer mehr in feindlich gegenüberstehende Lager von „Impfbefürwortern“ und „Impfgegnern“ zu zerfallen. Dabei ist festzustellen, dass auf beiden Seiten eine erschreckende Geschichtsvergessenheit um sich greift und die NS-Diktatur, insbesondere die NS-Medizin, verharmlost werden. Um dieser „Vergesslichkeit“ entgegenzuwirken, veröffentlichen wir hier Texte, die versuchen neue Perspektiven zu finden.
Texte:
„… zu keiner Zeit der Welt eine Rechtfertigung“ – NS-Medizinverbrechen und die Konsequenzen – Medizinische Ethik, Impfzwänge und die Missachtung des Rechtes auf körperliche Unversehrtheit (Februar 2022)
Auch zu hören unter: https://radioflora.de/ns-medizinverbrechen-und-die-konsequenzen-medizinische-ethik-impfzwaenge-und-die-missachtung-des-rechtes-auf-koerperliche-unversehrtheit/
Impfgeschichte(n) und die Verharmlosung der NS-Medizin in der Corona-Impfkampagne (Januar 2022)
Auch zu hören unter: https://radioflora.de/impfgeschichten-und-die-verharmlosung-der-ns-medizin-in-der-corona-impfkampagne/
Pandemie und Ausnahmezustand (November 2021)
Auch zu hören unter: https://radioflora.de/von-seuchen-suendenboecken-und-goldeseln-in-zeiten-grosser-angst-oder-pandemie-und-ausnahmezustand/
Auch zu hören unter: https://radioflora.de/von-grundrechten-und-vom-kuessen-corona-und-die-folgen-besichtigung-eines-desasters/
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Eine Heinkel 111 bombardiert Warschau
„Besonders stark brennt das Judenviertel …“
Die deutsche Luftwaffe und der Holocaust
Radiofeature von Hubert Brieden
Mit dem Angriff auf Polen begann der Zweite Weltkrieg. Wesentlichen Anteil am Erfolg dieses ersten „Blitzkrieges“ hatte die Luftwaffe, die ihr Handwerk unter Kriegsbedingungen während des Spanischen Bürgerkrieges perfektioniert hatte. Auch Bomberbesatzungen des Kampfgeschwaders Boelcke von den Fliegerhorsten Wunstorf, Langenhagen und Delemenhorst-Adelheide hatten als Bestandteil der Legion Condor Luftangriffe gegen republikanische Städte auf der iberischen Halbinsel geflogen, darunter den auf die baskische Stadt Guernica.
Am 1. September 1939 starteten die Flieger zum Angriff auf Ziele in Polen. Neben militärischen Zielen wurden auch Wohnviertel bombardiert. Doch nicht nur das: Am 13.9.1939 flogen deutsche Bombereinheiten einen Angriff gegen das große jüdische Viertel in Warschau. Die Besatzungen orientierten sich an Luftbildern, auf denen die jüdischen Wohngebiete besonders markiert waren. Nach dem Abwurf von rund 7000 Brandbomben und eigens präparierten Brandtanks standen ganze Straßenzüge des jüdischen Viertels in Flammen und waren tagelang nicht zu löschen.
Dieser Luftangriff war kein Einzelfall. Und auch das Kampfgeschwader 27 Boelcke war an ähnlichen Angriffen beteiligt. Bis heute wird dieses Kapitel der Militärgeschichte – die Beteiligung der Luftwaffe an der Judenvernichtung – weitgehend verschwiegen. Sprecher*innen: Mechthild Dortmund und der Autor.
Da der ursprünglich vorgesehene Vortrag an der Volkshochschule Hannover-Land wegen des Kulturlockdowns ausfallen musste, wird das Radiofeature bei Radio Flora als Podcast angeboten. Zum Podcast hier klicken.
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Fleischextrakt im Tausch gegen Elfenbein und andere Rohstoffe, Sammelbild von 1891
Weiß auf Schwarz – Geschichte von Ungleichheit und Rassismus – ein Radioprojekt
Bereits vor der Ermordung des Afroamerikaners George Floyd durch weiße Polizisten in den USA und den massenhaften antirassistischen Protesten bereitete Radio Flora in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Regionalgeschichte ein Radioprojekt vor, das die Geschichte der Ungleichheit und des Rassismus thematisieren soll. Die Ereignisse in den USA haben dem Projekt eine nicht vorhersehbare Brisanz und Aktualität verliehen. Zur Zeit bereiten verschiedene Redaktionen Beiträge unterschiedlicher Art vor, die kontinuierlich an dieser Stelle präsentiert werden: http://radioflora.de/weiss-auf-schwarz-geschichte-von-ungleichheit-und-rassismus-ein-radioprojekt/
Akustische Ankündigung, die gerne weiterverbreitet werden kann:
Beiträge, die in Kooperation des Arbeitskreises Regionalgeschichte und der Redaktion International von Radio Flora produziert wurden:
- „Als wären wir wilde Tiere …“ – Völkerschauen nicht nur im Zoo Hannover
- Dr. Dietrich Redeker: Vom Fachjournalisten für Rassenfragen zum Heimatschriftsteller
- Der Baum, der Gummi weint – Kautschuk für Hannover, Zentrum der deutschen Gummiindustrie
- „… der Hauptcanal, durch welchen spanisches Gold und Silber in unsere Gassen fließt.“ Leinen aus Norddeutschland für Sklaven in Amerika
- Auswanderer, Flüchtlinge und „Herrenmenschen“
- Sklavenhandel: Über die Ursache von Rassismus und Reichtum
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Heimat? Was ist das denn? – Ein Blick in Geschichte und Gegenwart
Illustrierter Vortrag von Hubert Brieden
Eine Definition des Begriffs „Heimat“ sucht man meist vergeblich. Dabei wurde mit ihm seit dem 19. Jahrhundert Politik gemacht. Als juristische Definition legte er zunächst fest, dass nur derjenige Heimatrecht besaß, der über Grund und Boden verfügte. Arbeiter hatten daher keine Heimat, waren „vaterlandslose Gesellen“. In deutsch-nationalen Kreisen galten auch Juden als heimatlos und kosmopolitisch. Der Begriff „Heimat“ wurde mit biologistisch-rassistischen Elementen aufgeladen. Während der NS-Diktatur diente er der Ausgrenzung von Juden, „Zigeunern“, „Asozialen“ und politischen Gegnern. Sie alle hatten keinen Platz in der „deutschen Volksgemeinschaft“. Auf die Förderung des Heimatgedankens wurde in dieser Zeit großen Wert gelegt. Heimatfeste waren allgegenwärtig. In vielen Orten – so auch in Neustadt a. Rbge. – wurden Heimatmuseen eingerichtet, die ein völkisches Heimatgefühl popularisieren sollten.
Nach dem Krieg fand eine kritische Reflexion des Begriffs kaum statt. Heimatfilme und -musik reproduzierten bekannte Klischees und erfreuten sich wieder großer Beliebtheit.
Der Vortrag sollte am Dienstag, 3. November 2020 im Veranstaltungszentrum „Rotation“ in Hannover gehalten werden, musste aber wegen des Corona-Teil-Lockdowns vor allem für Kultur- und Bildungsveranstaltungen abgesagt werden. Er wurde daher – allerdings ohne Bilder – bei Radio Flora als Podcast eingestellt und ist dort zu hören und herunterzuladen: http://radioflora.de/heimat-was-ist-das-denn-ein-blick-in-geschichte-und-gegenwart/
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